- Munda
- Mụn|daI 〈m. 6 oder m.; -, -〉 Angehöriger eines vorderind. VolkesII 〈n.; -; unz.〉 zu den austroasiat. Sprachen gehörende Sprachgruppe
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Mụnda,1) in mehrere Unterstämme gegliedertes indisches Volk (rd. 1,2 Mio. Menschen), namengebend für eine Sprachfamilie. Aufgesplittert durch indoarische und dravidische Siedler, wanderten viele Munda aus Landmangel von ihrem Zentrum auf dem Chota-Nagpur-Plateau im Grenzbereich von Bihar, Orissa und Madhya Pradesh ab, v. a. nach Westbengalen. Trotz starker hinduistischer und christlicher Einflüsse haben etwa 20 % der Munda ihre ursprüngliche animistische Religion bewahrt.L. Icke-Schwalbe: Die M. u. Oraon in Chota Nagpur. Gesch., Wirtschaft u. Gesellschaft (Berlin-Ost 1983).2) Mụndavölker, Kolari|er, Völker- und Sprachfamilie (Mundasprachen) in Vorderindien (rd. 12 Mio. Munda). Die Munda wanderten wohl als neolithische Bauern aus Südostasien ein und verbreiteten sich über weite Gebiete von Nord- und Zentralindien. Neben mongoliden Rasseelementen, die auf ihre Herkunft deuten, weisen sehr dunkelhäutige und weddide Typen auf Mischungen mit den ursprünglichen Bewohnern hin. Bei einigen der heute Mundari sprechenden Stämme, zum Teil mit Wildbeutertradition, wird direkte Abstammung von der Urbevölkerung vermutet (Asura, Birhor, Juang, Korwa, Nahal). Die Munda wurden durch einwandernde Indoarier, Tibetobirmanen und Dravida in drei Komplexe aufgesplittert: 1) Kherwari-Gruppe (Bhuiya, Bhumij, Ho, Kharia, Korwa, Munda im engeren Sinn, Santal, Turi u. a.) mit der Hauptmasse der Munda in Waldgebieten von Westbengalen, Bihar, Madhya Pradesh und Orissa (Rajmahalberge, Chota-Nagpur-Plateau); 2) Südgruppe mit den Bondo, Gadaba und Savara in den Ostghats im südlichen Orissa und Nordosten von Andhra Pradesh; 3) Westgruppe mit den Korku und Nahal in den Satpurabergen von Madhya Pradesh und Maharashtra. Zahlreiche Munda wurden von Dravida (Gond, Khond, Oraon u. a.) und Indoariern (Lodha, Sahariya, mehrere Kasten in Nordindien) assimiliert oder überformt. Alle Munda leben vom Ackerbau. Soziale Organisation ist die Totemgruppe. Ihre traditionelle Religion (Vegetations- und Berggottheiten, Megalithen als Ahnensitze) wurde in jüngster Zeit stark von Hinduismus und Christentum überformt.
Universal-Lexikon. 2012.